Wie nachhaltig ist Heizen mit Holz?

Mit Holz heizen gilt als klimaneutral. Das EU-Parlament hat gerade erst wieder entschieden, dass Biomasse aus Holz weiterhin als erneuerbare Energiequelle gilt. Ausgenommen ist jedoch Holz aus Erntemaßnahmen, die ausschließlich zur Energiegewinnung durchgeführt werden, sogenanntes Primärholz.

Darüber, wie nachhaltig Heizen mit Holz wirklich ist, gehen die Meinungen in den verschiedenen Forscherkreisen nach wie vor auseinander. “Scheitholz aus Buche verbrennen, ist vom Umweltgesichtspunkt her schlechter als das Heizen mit Erdgas”, sagt Wissenschaftler Klaus Hennenberg vom Darmstädter Öko-Institut. Er forscht zur Nachhaltigkeit von Bioenergie und Waldmodellierung.

Der Wald als CO2-Speicher

Holz wächst zwar nach und setzt beim Verbrennen nur so viel CO2 frei, wie es vorher gebunden hat. Werden Bäume gefällt, sinkt die Speicherleistung des Waldes und es dauert lange, bis die nachwachsenden Bäume diese Leistung ersetzen. Dieser Effekt sei aber bisher noch nicht in der üblichen Treibhausbilanz integriert. Außerdem entsteht vor allem bei kleinen Holzheizungen immer eine gewisse Menge an Feinstaub und damit eine zusätzliche Luftverschmutzung. Es ist sogar so, dass Heizen mit Holz fast gleich viel Feinstaub verursacht wie der Verkehr. Alte Kachelöfen wurden in Deutschland deswegen bereits vor einigen Jahren verboten. Moderne Pelletsheizungen weisen allerdings nahezu keine Feinstaubemissionen mehr auf.

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. CO2-neutral ist der Verbrauch nur dann, wenn er nicht über dem liegt, was in derselben Zeit nachwächst.

Horst Fehrenbach
Dipl.-Biol. beim ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg

Fossile Brennstoffe oder Holz?

Bei der Verbrennung von Erdgas und Heizöl wird weniger CO2 je bereitgestellter Energiemenge freigesetzt als bei der Verbrennung von Holz. Bei Erdgas und Erdöl sollte man jedoch nicht vergessen, dass es sich dabei um CO2 handelt, das viele Millionen Jahre im Erdboden gespeichert war und nun noch zusätzlich zum bereits vorhandenen Kohlenstoffgehalt der Atmosphäre hinzu kommt. Der riesige Energieaufwand zur Gewinnung der fossilen Brennstoffe ist auch zu bedenken.

Im Hinblick auf die gesetzten Klimaziele ist es wichtig, vorhandenes CO2 langfristig zu binden. Moore und Wälder spielen hier eine entscheidende Rolle. Besonders Laubbäume sollten möglichst lange im Wald stehen bleiben. Fichtenwälder sind ökologisch weniger wertvoll, sie kommen als Flachwurzler mit den steigenden Temperaturen nicht gut zurecht und Borkenkäfer sorgen dafür, dass viele Bäume absterben. Dieses Holz muss dann als Schadholz ohnehin schnell aus dem Wald und kann als Brennholz genutzt werden.

Bauholz als bester CO2-Speicher

Die bestmögliche Nutzung des Holzes als CO2-Speicher ist das Bauholz. Denn in dieser Form wird das CO2 über Jahrzehnte oder sogar noch länger gespeichert. Bauholz ist somit nachhaltig und langlebig. Auch bei Haussanierungen sind Holzbaustoffe empfehlenswert. Es kann für die Erzeugung von Holzspanplatten oder Holzfaserdämmstoffen verwendet werden, die im Vergleich zu mineralischen Dämmstoffen sehr gut abschneiden.  

Die Geschichte mit dem Totholz

Abgestorbene Bäume bleiben als Totholz und dieses bleibt, sofern es nicht zur weiteren Verwendung abtransportiert wird, im Wald. Dort wird es von Mikroorganismen in einem Jahrzehnte andauernden Prozess wieder abgebaut. Es kommt häufig das Argument, dass auch so wieder CO2 in de Atmosphäre freigesetzt werde und man das Totholz deshalb genauso gut auch verbrennen könnte. Was dabei jedoch vergessen wird, ist, dass Totholz ein sehr wichtiger Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze ist, die ohne dieses gar nicht überleben könnten. Totholz ist daher ein wichtiger Faktor für den Erhalt der Biodiversität und sollte nicht rein aus dem Standpunkt der CO2-Bilanz betrachtet werden.

Eine schwierige Entscheidung

Das Thema nachhaltiges Heizen ist kontrovers und die absolut richtige Lösung hat bisher noch niemand gefunden. Um Erdgas zu vermeiden, ist es in Zeiten wie diesen aber trotzdem sinnvoll, bestehende Holzöfen zu nutzen. Dennoch sollten von Seiten der Politik keine Anreize zum Bau von neuen Holzheizanlangen gegeben werden. Besser sind Wärmepumpen, die mit erneuerbarem Strom aus Wind und Solar betrieben werden können, auch wenn dabei nicht sofort verbrauchter Strom wieder in irgendeiner Form gespeichert werden muss. Doch die Technik macht schnelle Fortschritte.

Wer also bereits einen Holzofen zuhause hat, sollte darauf achten, Abfall- oder Schadholz zu verheizen und Holz aus der Region verwenden. Das ist auch bei Pelletsheizungen sehr wichtig. Im kleinen Maßstab kann die Nachfrage nach Brennholz auch ohne Konkurrenz zum Naturschutz laufen und sogar bestimmte Waldstrukturen fördern. Große Heizungsanlagen brauchen allerdings so viel Holz, dass damit regional der Druck auf den Wald und das für die Biodiversität nötige Totholz zu hoch würde.

Auf jeden Fall sind sich alle Seiten einig, dass ein sorgfältiges Monitoring und eine Umstrukturierung hin zu umweltstabilen, klimafitten und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern das Ziel sein sollte.

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